Ich bin selbst Papa eines wunderbaren Mädchens mit CP.

Sie ist der Grund, warum ich diese Gemeinschaft mit den Veranstaltungen organisiere.

Was ich zu erzählen habe …

Ich bin Christophe, geboren am 20. August 1985 in Berlin. Meine Mutter ist Deutsche und mein Vater Belgier, so bin ich zweisprachig (Deutsch und Französisch) aufgewachsen.

Ich lernte meine heutige Frau Steffi 2015 über unsere Leidenschaft zu „Jumping-Fittness“ kennen – sie als Trainerin und ich als begeisterter Kursteilnehmer. 
Im März 2016 war es um uns als Paar geschehen. Und nach ca. einem Jahr war Steffi schwanger mit unserer Tochter Emilie. 

Am Nachmittag des 14. Februar 2018 endete eine unauffällige Schwangerschaft mit einem plötzlichen und vorzeitigen Blasensprung in der 34. Schwangerschaftswoche (SSW). 

Im angemeldeten Wunschkrankenhaus in Schöneberg konnten sie uns nicht aufnehmen, da sie Kinder erst ab der 35. SSW zur Welt helfen. Für meine Frau und mein ungeborenes Kind ging es mit einem Krankentransport alleine nach Neukölln, ich musste mit dem Auto hinterher. 

Es lief ganz und gar nicht wie geplant: die Aufregung der ersten Geburt, die Komplikationen und dann auch noch ein Krankentransport durch die halbe Stadt … alles war sehr nervenaufreibend. Eine entspannte und schöne Geburt sieht anders aus. 

Die ganzen Spritzen, die meiner Frau im neuen Krankenhaus verabreicht wurden, haben die Situation eher verschlimmert. Und als krönender Abschluss wollte mich eine unfreundliche Krankenschwester aus dem Krankenzimmer werfen, weil die Klinik keine Begleitpersonen über Nacht aufnimmt. Der Muttermund war noch nicht weit genug geöffnet und die Geburt schien auf sich warten zu lassen. Ich verharrte dennoch im Krankenzimmer und leistete meiner Frau Beistand. 

Nur kurze Zeit später setzten die Wehen ein. Sehr ungläubig holte die Krankenschwester die Ärztin, die uns dann in großer Eile in das Geburtszimmer brachte. 

Nach vier Stunden Presswehen gab es kein Vorankommen mehr. Wir bettelten schon fast darum, endlich einen Kaiserschnitt zu machen. Schließlich musste Emilie mit einem großen operativen Eingriff rückwärts aus dem Geburtskanal geholt werden. Das war für Mutter und Kind eine Tortur. 

Meine Frau war durch die Vollnarkose stark benebelt und sorgte sich um die Gefühllosigkeit in ihren Beinen, die auf die Spinalanästhesie zurückzuführen war. 
Unser Kind war übersäht mit Schläuchen und lag erschöpft und regungslos auf einem kleinen silbernen OP-Tisch auf Rollen und wurde nach einem kurzen Zwischenstopp bei mir auf die Intensivstation gefahren. Herzlich willkommen und Bienvenue am 15. Februar 2018!

Steffi lag auf der einen Station und unsere Emilie auf der anderen (Intensiv)-Station. Wir lernten uns Stück für Stück kennen und als Steffi wieder laufen durfte, konnte sie unser Kind auch besuchen wann sie es wollte. Ich pendelte zwischen unserem Zuhause und den beiden Stationen.

Dennoch erholten wir uns alle allmählich, sodass Emilie die Intensivstation verlassen durfte und zu Steffi auf die Station kam. Wir als Eltern hatten nun die Verantwortung für unser Kind übernommen. Ein großer und ehrfürchtiger Moment nach den Erfahrungen der Geburt und der Intensivstation, mit Atemaussetzer und dem ständigen Piepen der vielen Maschinen. 

Wir groovten uns ein und wurden immer besser …

Am Tag der Entlassung hatte ich bereits das Auto beladen und wir waren fertig zum Abmarsch, als nochmal eine letzte Routineuntersuchung gemacht werden sollte – ein Ultraschall vom Kopf. Steffi kam mir danach tränenüberströmt entgegen – eine Auffälligkeit im Gehirn! 

Heute weiß ich, dass diese Auffälligkeit im Gehirn eine spastische Zerebralparese ist und dass Emilie im Verhältnis zu anderen Kindern mit derselben Diagnose eher geringfügig in den Beinen und Füßen betroffen ist. Damals waren wir als Eltern unwissend, ängstlich und fühlten uns sehr unbeholfen. Es begann eine ungewisse Reise …

Emilie geht seit dieser Zeit mit unglaublicher Willenskraft immer wieder über ihre Grenzen hinaus. Heute ist sie daher relativ selbstständig, sodass man ihr die Behinderung auf den ersten Blick nicht ansieht.  Und trotzdem unterscheidet sie sich von gleichaltrigen „normalen“ Kindern. Das merkt sie auch selbst. 

Für uns Eltern ist das Zusammenleben und die Erziehung immer ein Balanceakt zwischen fördern, fordern und überfordern, der nicht immer ganz leicht ist. Immer wieder aber bewundere ich Emilie für ihre hohe emotionale Intelligenz und ihre sehr einfühlsame Art.

Fortsetzung folgt …